„Afrika hat eine große Zukunft“
Dr. Boniface Mabanza referierte bei „Punktsieben“ über den zwiespältigen Aufbruch des Kontinents
Walldorf. (behe) Die 150 Besucher des Diskussionsforums „Punktsieben“ erlebten im Foyer des evangelischen Gemeindehauses ein Referat der Sonderklasse mit dem Titel „Aufbruch in Afrika – Afrikas Rolle in einer globalisierten Welt.“ Dr. Boniface Mabanza von der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika in Heidelberg und Gastprofessor an der Goethe-Universität Frankfurt zog die Zuhörer mit profunden Kenntnissen über seinen Heimatkontinent in seinen Bann. Dr. Mabanza vermittelte Wissen, das sonst in den Medien kaum Erwähnung findet. Sein zweistündiges Referat war jederzeit verständlich und hochinteressant.
Afrika durchlaufe derzeit einen rasend schnellen „ambivalenten und in sich zwiespältigen Aufbruch“, so Mabanzas Grundthese. „Es gibt keinen Kontinent, der wirtschaftlich so stark wächst wie Afrika. Es ist im Wirtschaftswachstum Spitzenreiter auf der Welt“, sagte Dr. Mabanza eingangs. Investoren aus Nordamerika und Europa, aber auch China und Indien würden Jahr für Jahr 50 Milliarden Euro in Afrika investieren.
Auslöser dieses wirtschaftlichen Booms sei Afrikas Reichtum an Rohstoffen. Ein Großteil der weltweiten Vorräte an Mangan, Kobalt, weiteren Erzen und Gold lagerten in afrikanischer Erde. Wurden diese Rohstoffe bislang hauptsächlich exportiert, ist ihm zufolge nun auch deren binnenwirtschaftliche Verarbeitung hinzugekommen. In der Folge entstehe eine selbstbewusste gesellschaftliche Mittelschicht, und auch das Bildungssystem Afrikas verbreitere sich rasend. Das Bevölkerungswachstum sei weiterhin sehr hoch, und die Hälfte der Bevölkerung sei jünger als neunzehn Jahre. Bis 2035 werde der Anteil der arbeitenden Menschen in Afrika größer sein als in China oder Indien.
Am Beispiel der Telekommunikation zeigte der Referent die Innovationsfähigkeit der Afrikaner. So habe man beispielsweise die Stufe des Festnetzes komplett übersprungen und erledige das Telefonieren, den Transfer von Geld und das Surfen im Internet mit dem Handy oder Smartphone. Gleichzeitig finde in Afrika eine Urbanisierung im großen Stil statt. Der Kontinent habe inzwischen so viele Millionenstädte wie Europa, deren Infrastruktur sei ebenso modern, und die Landflucht sei ungebrochen. Wenn eine Milliarde Menschen aktiv wirtschaften und konsumieren bleibe der Wohlstand nicht aus, erklärte der Referent.
„Die heutige Entwicklung Afrikas ist aber spannend und gefährlich zugleich“, sagte Dr. Mabanza weiter. Indem die afrikanische Elite das Modell der westlichen Industrieländer übernommen habe, treten auch die negativen Folgen des Kapitalismus zutage: Die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer größer, Slums an den Rändern der Städte entstehen, die Umweltzerstörung durch den Rohstoffabbau sei groß: „Auf die Umwelt und die Ökologie wird keine Rücksicht genommen.“ Afrika könne aber nur ein Chancenkontinent bleiben, wenn es sein eigenes Wertesystem entwickele und anwende. Dies bedeute, dass die Afrikaner traditionell schon immer im Einklang mit der Natur leben, und auch „in bitterster Armut das Leben bejahen“, sagte Dr. Mazamba weiter. „Die Eliten meines Kontinents müssen sich vom Denken der Kolonisatoren und deren Überheblichkeit befreien und durch ein emanzipatorisches Modell ersetzen.“
In der Diskussion erteilte Dr. Mabanza islamistischen Bestrebungen wie etwa in Mali und Nigeria eine klare Absage: „Es schmerzt, wenn junge Afrikanerinnen im Namen Gottes ermordet werden.“ Die Panafrikanische Idee toleriere alle Religionen, „und Kriege sind ihr gemäß unmöglich.“ Afrika werde gerne auch mit islamischen Staaten wie Katar kooperieren, aber es werde fundamentalistisches Gedankengut niemals akzeptieren.